Die 70. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen eröffnen am 1. Mai 2024

70. Internationale Kurzfilmtage Oberhausen, 1.-6. Mai 2024

 

Die 70. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen eröffnen am 1. Mai 2024

Auftakt mit Tagung „Sehnsucht nach Widerspruchsfreiheit“

 

Am Mittwoch, 1. Mai 2024, eröffnen die 70. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen. Den Auftakt bildet die Tagung „Sehnsucht nach Widerspruchsfreiheit“ am 1. Mai ab 13 Uhr. Unter anderem diskutieren Bazon Brock, Andreas Hoffmann (documenta), Ronya Othmann, Festivalleiter Lars Henrik Gass und Alexandra Schauer über die politische Situation von Kulturbetrieben heute, insbesondere die Frage des Antisemitismus in der Kultur. Um 19.30 Uhr folgt die offizielle Eröffnungsfeier im Lichtburg Filmpalast Oberhausen.

 

Zur Eröffnung reden:

Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen

Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen

Andreas Görgen, Amtschef der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien

 

Anschließend Abschlussdiskussion der Tagung mit:

Lars Henrik Gass, Festivalleiter

Alexandra Schauer, Soziologin

Rüdiger Suchsland, Filmkritiker und Filmemacher

 

Die Filmprogramme des Festivals

Der filmische Schwerpunkt der Kurzfilmtage liegt in diesem Jahr auf Sportfilmen mit einem Themenprogramm historischer Sportfilme von 1924 bis ins 21. Jahrhundert. Die Profile des Festivals, Werkschauen herausragender Filmemacher*innen und Künstler*innen, sind in diesem Jahr der finnischen Konzeptkünstlerin Mox Mäkelä, dem slowenischen Filmemacher Davorin Marc, dem amerikanischen Filmemacher Abraham Ravett und dem philippinischen Filmemacher, Musiker und Autor John Torres gewidmet. Eine Diskussionsreihe unter dem Titel „Wozu Festivals?“ befasst sich vom 2. bis 5. Mai mit den gesellschaftlichen, finanziellen und ästhetischen Perspektiven für Filmfestivals heute.

 

Bis zum 6. Mai zeigen die Kurzfilmtage an sechs Tagen rund 450 Filme. 117 Beiträge wurden für die fünf Wettbewerbe der Kurzfilmtage ausgewählt, in denen knapp 43.000 Euro an Preisgeldern vergeben werden. Über 300 weitere kurze Arbeiten zeigt das Festival in seinen kuratierten Programmen. Zum Jubiläum erwarten die Kurzfilmtage knapp 900 akkreditierte Fachbesucher aus rund 60 Ländern.

 

Solidarität mit den Kurzfilmtagen

Angesichts einer Kampagne, die Aktivisten nach dem Appell des Festivalleiters zum Besuch einer Solidaritätskundgebung für das israelische Volk nach dem terroristischen Überfall der militant-islamistischen Hamas im Oktober 2023 gestartet haben, haben Politiker und Künstler*innen zur Eröffnung ihre Solidarität mit den Kurzfilmtagen bekundet.

 

Walid Nakschbandi, Geschäftsführer der Film- und Medienstiftung NRW:

„In den 70 Jahren ihrer Geschichte haben sich die Kurzfilmtage immer offen für Neues gezeigt, setzten filmische und politische Impulse. Ihr Beitrag zur internationalen Bedeutung des Medienstandorts Nordrhein-Westfalen ist kaum zu überschätzen. Die Kurzfilmtage standen immer auch für eine politische Haltung, unter ihrem Gründer Hilmar Hoffmann ebenso wie unter Lars Henrik Gass. Antisemitische Kampagnen greifen genau diese Offenheit an. Die Film- und Medienstiftung würdigt die klare Haltung des Festivalleiters. In diesem Sinne wünsche ich Herrn Gass und seinem Team, die unter schwierigen Bedingungen ein Jubiläumsfestival realisiert haben, erfolgreiche Kurzfilmtage 2024!“

 

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus:

„Ein Bereich, in dem sich Antisemitismus in der jüngsten Vergangenheit ganz besonders stark gezeigt hat, ist der Kunst- und Kulturbereich. Wir erinnern uns an die Documenta 15, auf der antisemitische Darstellungen als vermeintliche Perspektive des Globalen Südens ausgestellt waren. Gar nicht lange zurück liegt eine Berlinale-Abschlussgala, auf der offen und unwidersprochen israelfeindliche Haltungen zur Schau gestellt wurden.

Dabei kommen doch gerade der Kunst und der Kultur eine für den Zusammenhalt der Gesellschaft so wichtige und grundlegende Funktion zu: Sie schaffen Reflexionsorte für gesellschaftliche Entwicklungen und sind zugleich Impulsgeber für Neues. Kunst und Kultur sind elementare Bausteine offener und demokratischer Gesellschaften – auch und gerade in Zeiten der Krise und der Polarisierung.

Diesem Anspruch werden Kulturschaffende durch antisemitische Aktionen und Boykottaufrufe nicht gerecht. Daher ist das beherzte und mutige Agieren von Herrn Gass mit seinem Festival gerade in diesen Tagen so wichtig und verdient jede Unterstützung.“

 

Daniel Schranz, Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen:

„Die Stadt Oberhausen stellt sich konsequent gegen jede Form von Antisemitismus. Sie verurteilt die Kampagne gegen die Internationalen Kurzfilmtage und ihren Leiter Lars Henrik Gass. Es ist für mich als Oberbürgermeister dieser Stadt nicht akzeptabel, dass Menschen, die Empathie gegenüber den Opfern des brutalen Massakers in Israel vom 7. Oktober und Haltung gegenüber Antisemitismus zeigen, durch anonym gesteuerte Kampagnen diffamiert werden. Ich halte dies für eine Verrohung gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Antisemitismus ist keine Meinung, sondern eine Form der Diskriminierung. Wir stellen uns jeder Aggression gegenüber jüdischen, israelischen und antisemitismuskritischen Personen entgegen.

Wir fühlen uns der Weiterbildung und Aufklärung verpflichtet und stellen dazu unter anderem in unserer Gedenkhalle ein umfangreiches Angebot bereit. Dieses Festival wurde im Geist des Austauschs und der internationalen Verständigung gegründet, der im ehemaligen Motto ‚Weg zum Nachbarn‘ zum Ausdruck kommt. Diesen Geist pflegen wir weiter in und bei der Stadt Oberhausen, und unsere Haltung gegenüber dem Antisemitismus bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir das furchtbare Leid nicht sähen, das der aus dem Hamas-Überfall resultierende Krieg über die palästinensischen Zivilisten in Gaza gebracht hat.“

 

Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Berliner Akademie der Künste:

„Seit ihrer Gründung im Jahr 1954 (als ‚Westdeutsche Kulturfilmtage‘) haben die Filmtage ihren bildungspolitischen Auftrag ernst genommen, das Festival hat sich internationalisiert, es hat den kulturpolitischen und den filmästhetischen Diskurs vorangetrieben. Das Oberhausener Manifest 1962 hat unzählige Filmemacher*innen inspiriert und Mut gemacht, weitere Filme zu machen – auch wenn es schwer ist – unter anderem mich. Und auch heute sind die Filmtage eine der wichtigsten Plattformen für formale und gesellschaftspolitische Diskussionen im Bereich Film.

Dass sich die Kurzfilmtage über Jahrzehnte erhalten und weiterentwickeln konnten, ist dem kontinuierlichen Einsatz ihrer jeweiligen Leiter*innen zu verdanken. Du [Lars Henrik Gass] leitest das Festival schon seit 27 Jahren mit Begeisterung und Mut und hast dabei auch kontroverse Diskussionen nicht gescheut.

 

Auch die Oberhausener Initiative ES REICHT! Oberhausen solidarisch gegen Rechts rief am 26. April zur Solidarität mit den Kurzfilmtagen auf. „Wir sind den Macher*innen der Kurzfilmtage sehr dankbar, dass sie weder vor dem antisemitischen Druck eingeknickt sind, noch das Festival einfach abgesagt haben. Jetzt gilt es, die Kurzfilmtage mit diesen antisemitischen Bedrohungen nicht alleine zu lassen. Wir appellieren an alle antifaschistischen und demokratisch-zivilgesellschaftlichen Gruppen und Akteur*innen, zeigt euch solidarisch mit den Kurzfilmtagen!“

 

Oberhausen, 30. April 2024

 

Pressekontakt: Sabine Niewalda, T +49 (0)208 825-3073, niewalda@kurzfilmtage.de